Tamás Hankovszky

Die Logik und der Grundsatz der Philosophie bei Reinhold und Fichte.

In Fichte-Studien 43 (2016) 71-82.

 

Abstract

In his famous clarification Kant claimed that philosophy of Fichte is „nothing more or less than mere logic“. In contrast with this interpretation Fichte from the beginning agreed with Kant and Reinhold on the fact that philosophy and logic are different from each other moreover the classical principles of logic can not be the principles of philosophy as well. However according to Fichte Reinhold did not succeed in explaining the relationship between philosophy and logic sufficiently. Hence Fichte proceeding from the detailed critique of Reinhold laid in Review of Aenesidemus gives a new concept for the principles of both logic and philosophy. Accordingly in Foundations of the Entire Science of Knowledge he building upon this idea chooses such principle of the logic (A = A) that possesses material validity and special content (I) to be the absolutely primordial axiom of the science of knowledge (I = I). As we have seen the differences from the logic conception of Kant and Reinhold we can conceive better the meaning of the sentence from Fichte: “Everything to which the proposition ‘A = A’ is applicable, has reality, insofar as that proposition is applicable to it.” – This is one of the sentences dragged away from the context could provoked Kant’s ire reasonably.

 

Zusammenfassung

In seiner berühmten Erklärung äußerte Kant, die Wissenschaftslehre sei „nichts mehr oder weniger als bloße Logik“. Dieser Meinung widerspricht Fichtes Selbstinterpretation, weil er von Anfang an mit Kant und Reinhold darin einig war, dass sich Philosophie und Logik voneinander unterscheiden, und die klassischen Prinzipien der Logik nicht als Grundsätze der Philosophie gelten können. Nach seiner Auffassung gelingt es allerdings Reinhold nicht, das Verhältnis von Logik und Philosophie befriedigend zu klären. Ausgehend von einer gründlichen Kritik an Reinhold in der Rezension des Aenesidemus führt Fichte eine neue Konzeption vom Verhältnis der Grundsätze der Logik und der Philosophie ein. In der Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre wählt er einen mit realer Gültigkeit und besonderem Inhalt (Ich) ausgestatteten Grundsatz der Logik (A = A) zum absolut ersten Grundsatz der Wissenschaftslehre (Ich = Ich). Betrachtet man die Veränderungen der Kantschen und Reinholdschen Logikauffassung, wird es verständlicher, wenn Fichte schreibt: „Alles, worauf der Satz A = A anwendbar ist, hat, inwiefern derselbe darauf anwendbar ist, Realität“– einer von vielen Sätzen, die aus dem Kontext herausgenommen mit Fug und Recht Kants Missfallen ausgelöst haben könnten.