Tamás Hankovszky

Transzendentalmythologie. Fichte von den Anfängen der Geschichte

In den ersten Vorlesungen Der Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters teilt Fichte „das Erdenleben des Menschengeschlechts“ ausgehend von einem einzigen Prinzip in fünf Zeitalter ein, er spricht aber nicht von einem Anfang des ersten Zeitalters bzw. von einem Anfang der ganzen Geschichte. Darüber legt er in dem zweiten Teil des Werkes (ab der neunten Vorlesung), und später in Der Staatslehre Rechenschaft ab. Fichte behauptet an beiden Stellen, dass die Geschichte (oder was „Geschichte“ genannt werden dürfte) damit anfängt, dass zwei früher voneinander unabhängig lebende ursprüngliche Völker, das „Normalvolk“ und die „Wilde“, sich aus irgendeinem Grund mischten, außerdem spricht er an beiden Stellen auch von den ersten wichtigeren Ereignissen nach dieser Mischung. In meinem Vortrag möchte ich von den Problemen, welche eine solche Betrachtung des Anfanges der Geschichte aufwirft, das Folgende behandeln.

Fichte lässt die beiden Völker als die a priori erkennbare Möglichkeitsbedingungen der Geschichte auftreten, folglich müsste ihre Charakterisierung, bzw. das Freilegen die von ihnen repräsentierten Prinzipien zur Transzendentalphilosophie, zur Metaphysik gehören. Trotzdem setzt Fichte sie in eine mit der geschichtlichen Zeit kontinuierliche physische Zeit, er nimmt eine biologische Abstammung zwischen den beiden Völkern bzw. die Völker der Geschichte an, und er erzählt von ihnen und ihren gesellschaftlichen Ordnung viel Gemeinsames mit den geschichtlichen Ereignissen. Sein Verfahren zeigt so eine große Ähnlichkeit mit dem Verfahren derjenigen Mythen auf, die von dem Ursprung der Welt Rechenschaft ablegen sollen, indem sie die jetzige Welt von Handlungen einstiger Gestalten ableiten, die nicht Teil dieser Welt sind, obwohl mit ihr in kausaler Verbindung stehen. Zwar meint Fichte, dass der Inhalt der Mythen Philosophem ist, und die Mythen zur Metaphysik gehörig sind, aber auch er selbst spricht vom Anfang der Geschichte nicht in der Sprache der Metaphysik. Es geht dabei nicht einfach um die Frage der Redeweise, sondern auch darum, dass es Fichte nicht gelingt, die von ihrem Anfang her begriffene Geschichte von einem einzigen Prinzip zu deduzieren, und er führt, ähnlich wie die Mythen, die Pluralität dessen, was zu erklären ist (in diesem Falle die Mannigfaltigkeit der Zeitalter und der geschichtlichen Erscheinungen) auf die Pluralität der Prinzipien zurück.